Rathaus
Das Rathaus zählt neben der Bertholdsburg und der mittelalterlichen Stadtanlage zu den interessantesten Gebäuden Schleusingens. Das Haus an der Südwestseite des Marktes diente einst der Gräfin Elisabeth nach dem Tode ihres Gemahls, Graf Georg Ernst von Henneberg, im Jahre 1583 für einige Jahre als Witwensitz. 1586 verkaufte sie das Gebäude an die Stadt, erhöhte die Kaufsumme von 1500 Gulden auf 2000 Gulden und stiftete diese den Armen der Stadt.
Alljährlich wurde auf der Grundlage der Bürgermeisterrechnung beschlossen, wer aus der Stiftung Unterstützung bekam. Als Dankbarkeit wurde der Gräfin Elisabeth ein Standbild auf dem Schleusinger Marktbrunnen durch die Stadt errichtet.
Heute ist das Rathaus im nachgotischen Profanstil des 17. Jahrhunderts erhalten. Als das obere Stadttor, das einst an der Kreuzung Königstraße/Ilmenauer Straße stand, den Straßenbauten 1832 weichen musste, beschloss der Schleusinger Rat, das Uhrtürmchen des Obertores mit Wetterfahne und Windrose auf dem Rathaus einen neuen angemessenen Platz zu geben. Die Realisierung nahm aus finanziellen Gründen einige Jahre in Anspruch, aber ein Stückchen Vergangenheit wurde doch erhalten.
Über der Tür des Rathauses befinden sich das sächsische und Stift-Naumburgische Wappen. Sie künden noch von der „sächsischen“ Zeit Schleusingens, die nach dem Aussterben der Henneberger Grafschaft bis zum Jahre 1815 dauerte. Links neben dem Eingang sind zwei eiserne Ellen eingemauert. Es handelt sich hierbei um das brabanter und das sächsische Ellenmaß.
Die Stadt Schleusingen hat seit 1533 Marktrecht. Immer wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass in Schleusingen auch „Schleusinger Maß“, d. h. entsprechend der jeweiligen territorialen Zuordnung der Stadt auch das entsprechende Maß galt. Allein die beiden am Rathaus befindlichen Ellenmaße lassen die Unterschiede der Längenmaße der damaligen Zeit deutlich werden.